
"Die Menschen, die unsere Reittherapie in Anspruch nehmen, haben oft eine sehr enge Bindung zu den Pferden", sagt Reitpädagogin Birgit Lammert. "Der persönliche Favorit ist anfangs schnell gefunden und bleibt es dann über Jahre." Pijatla war auf dem Franziskushof elf Jahre lang als Therapiepferd im Einsatz. Die Reittherapie (Fachbegriff: heilpädagogisches Reiten und Voltigieren) fördert neben körperlichen Fähigkeiten wie Gleichgewicht und Koordination auch soziale. "Die Teilnehmer bauen ihre Angst ab und Vertrauen auf", sagt Birgit Lammert. "Sie lernen auch, Verantwortung für das Pferd zu übernehmen." Menschen, die mit der Reittherapie beginnen, tun dies langsam. "Sie streicheln und striegeln das Pferd und beginnen den Ritt im Schritttempo", erklärt die Reitpädagogin. "Später sind, je nach Art der Behinderung, alle Gangarten möglich."

Knapp 100 Menschen mit Behinderung aus dem Josefsheim Bigge nutzen das Angebot der Reittherapie auf dem Franziskushof, ebenso die Schüler der Schule an der Ruhraue. Eine Besonderheit ist die integrative Reitgruppe: Hier sind behinderte und nicht behinderte Menschen einmal pro Woche gemeinsam zu Pferd unterwegs. Durchschnittlich drei Jahre dauert es, bis ein Pferd ein Therapiepferd ist. Das hängt unter anderem von Charakter und Temperament des Tieres ab. "Während der Ausbildung muss das Pferd zum Beispiel lernen, nicht auf die Stimme seines Reiters zu hören, sondern auf die des Therapeuten", sagt Birgit Lammert. "Es muss lernen, bei unerwarteten Bewegungen ungeübter Reiter nicht panisch zu reagieren, mit Lautstärke umzugehen, wenn Gruppen in der Reithalle sind, und viele Dinge mehr."
Der Franziskushof bildet seine Therapiepferde selbst aus. Einige sind auf dem Hof zwischen Bigge und Helmeringhausen geboren. Wer sich über die Reittherapie weiter informieren möchte, kann dies in Kürze beim Erntedankfest auf dem Franziskushof tun: am Sonntag, 21. September 2008, ab 10:30 Uhr.